Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Shadow Circus: On A Dark And Stormy Night (Review)

Artist:

Shadow Circus

Shadow Circus: On A Dark And Stormy Night
Album:

On A Dark And Stormy Night

Medium: CD
Stil:

Progressiver Rock zur Untermalung einer Science Fiction Story

Label: 10t Records / Just For Kicks
Spieldauer: 58:38
Erschienen: 28.12.2012
Website: [Link]

Ein schweres Gewitter zieht auf – ähnlich dem, das wir bereits von ALAN PARSONS PROJECT kennen, als es E.A. POEs Gruselgeschichte „The Fall Of The House Of Usher“ vertonte. Im Falle von SHADOW CIRCUS stimmt uns ihre gewittrige, orchestral klingende „Overture“ allerdings auf die konzeptionelle Vertonung einer „klassischen Science-Fiction-Fantasy-Geschichte“ von Madeleine L'Engle ein, die den Titel „A Wrinkle In Time“ trägt und mit den (Album-)Worten „On A Dark And Stormy Night“ beginnt.

Der Titel des Albums der U.S.-Progger ist natürlich zugleich Programm: dunkle, mitunter sehr epische Klanglandschaften, die in sich die Atmosphäre einer nächtlichen Wald-Wanderung tragen, vereinigen sich mit rockigen, melodischen und sogar folkigen Ausflügen in mondbeschienene Täler. Dabei tauchen natürlich am SHADOW CIRCUS-Musikhimmel mal wieder die üblichen Verdächtigen auf – der Stern von PINK FLOYD baut mit denen von ELP, RICK WAKEMAN und RUSH einen „Großen Musik-Himmel-Wagen“, der in seiner amerikanischen Deutung sogar SPOCK'S BEARD, ECHOLYN, LITTLE ATLAS oder MARS HOLLOW überrollt.

„Dieses Scheiß-Namedropping!“, werden jetzt wieder so einige rufen, aber SHADOW CIRCUS scheinen mit ihrer Musik wirklich genau diese Vergleiche provozieren zu wollen. Unweigerlich aber sind besagte Vergleichsgrößen ja auch progressive Hausnummern, die nicht ganz ohne sind. Darum bleibt spätestens mit dem Drittwerk des Schattenzirkus' festzustellen, dass dieses Quintett aus dem Land der tausend Möglichkeiten, in dem Waffenlobbyisten Lehrern erklären, sie sollten eine Knarre auf dem Pult liegen haben, damit sie das Feuer auf eventuelle Amok-Läufer eröffnen können, einen Volltreffer setzt, der sie auf eine Stufe mit ihren amerikanischen Prog-Landsleuten stellt.

Wen wundert es also, wenn auf „Whosit, Whatsit & Which“ plötzlich weibliche „The Great Gig In The Sky“-Gesänge mit beschwingten SAGA-Rhythmen kombiniert werden oder auf „Make Way For The Big Show“ ein Piano-Solo, das locker in jedem klassischen Konzert bestehen könnte, auftaucht, welches im Bombast von E-Gitarre-Kaskaden und treibendem Schlagzeug sowie extrem fetten Synthi- und Keyboard-Einlagen ertrinkt, während sich DAVID BOBICK die Seele aus dem Leib singt.

Hier versuchen nicht nur ein paar Musiker eine utopische Geschichte über einen verschwundenen Vater zu vertonen, sondern sie sind mittendrin – ähnlich wie Schauspieler auf einer Bühne. In diesem Falle aber spielen sie nicht verkleidet eine fremde Rolle, sondern überlassen ihren Instrumente und Stimmen diese Aufgabe. Im Theater gäbe es dafür garantiert so einige Standing Ovations. Egal, ob es in „Tesseract“ nun schwer-metallisch oder der „Overture“ wie auf einem Violinen-Konzert zur Sache geht. Am Ende trifft hier eine spannende Geschichte auf spannende Musik, die sogar schwer zu Herzen gehende Momente besitzt, wenn in „Uriel“ (einer der vier Erzengel) Piano und Cello leidenschaftlich schmachtend „Das Licht Gottes“ entfacht. Da wird’s selbst so einem bösen Ungläubigen wie mir, dem selbst der beeindruckendste Papst-Abgang von Majesto Ratze am Allerwertesten vorbei geht, ganz warm ums blasphemische Herzchen. Ja, liebe Waffen-, Markt-, Polit-, Kirchen- und Sonstwie-Lobbyisten … „In god we trust – but I trust in myself!“ Sowas soll's doch tatsächlich noch geben. Eigenverantwortung statt Fremdsteuerung. Vielleicht gefällt mir auch gerade darum die instrumentale Ballade „Ixchel“ (Diesmal dreht es sich um die Erd- und Mondgöttin der Maya!) auch so gut, bei der zarte Keys auf eine Nylon String Gitarre und zart hingehauchtes Summen treffen. Am Ende des Albums klingt „The Battle For Charles Wallace“ anfangs wirklich kämpferisch und endet textlich wie musikalisch in entspannter Bekehrungsromantik.

So aber bleibt mir am Ende doch das FAZIT, dass „On A Dark And Stormy Night“ ein Album voller retroprogressiver Erinnerungen ist, die tatsächlich dunkel und stürmisch klingen, aber zugleich zu jeder Tages- und Nachtzeit eine ganze Menge Freude vermitteln.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5567x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Overture
  • Daddy's Gone
  • Whosit, Whatsit & Which
  • Make Way For The Big Show
  • Tesseract
  • Uriel
  • Camazotz
  • Ixchel
  • The Battle For Charles Wallace

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Thomas
gepostet am: 22.08.2013

User-Wertung:
12 Punkte

Wunderbare Scheibe: viel Retro, viel Prog, gutes Konzept, viel Spannung
Hin und wieder kommt die Truppe aber nicht zeitig auf den Punkt, ansonsten wären noch mehr Punkte drin
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!